Kontakt:
Dr. Christine Burgey
christine.burgey@nabu-nuertingen.de
Tel. 07022/94222
Mobil 0179 968 5446
Mehlschwalben brauchen unsere Hilfe!
Jahrhundertelang gehörten Schwalben ganz selbstverständlich in jedes Dorf, auf jeden Bauernhof und auch in jede Stadt.
Ihrer Eigenschaft als Zugvögel verdanken die kleinen Flugkünstler ihren Ruf als Sommerboten. Vielen Menschen, die Schwalben unter ihrem Dach beherbergen, fällt im Herbst der Abschied von den fröhlichen Gesellen mit ihrem ständigen Gezwitscher schwer.
Als sogenannte Kulturfolger haben sie sich an eine vom Menschen geprägte Umgebung angepasst. Doch der Mensch hat seine Lebensumstände in den letzten Jahrzehnten grundlegend geändert und macht so die Schwalben zu Sorgenkindern des Naturschutzes. Die Bestände gehen seit Jahren flächendeckend zurück, die Mehlschwalben sind auf der Roten Liste der Brutvögel in Baden-Württemberg als gefährdet eingestuft.
Hauptgrund vielerorts ist der Mangel an Nistmöglichkeiten. Die Schwalben finden durch die zunehmende Verstädterung und Versiegelung von Flächen kaum noch Nistmaterial. Selbstgebaute Nester aus Lehm sind zu einer Seltenheit geworden.
Immer häufiger werden auch bestehende Kunstnester im Zuge von Renovierungen einfach entfernt. Auch der starke Rückgang an Insekten macht den Schwalben zu schaffen.
Projekt Mehlschwalben in Nürtingen
Noch gibt es sie in Nürtingen: in Kleintischardt, der Kirchheimer Vorstadt, Oberensingen, den Ortsteilen und in den Ortschaften um Nürtingen herum. Wir vom NABU Nürtingen und Umgebung wollen dafür sorgen, dass die Mehlschwalbenbestände hier wieder zunehmen.
Jedes Jahr nehmen wir uns einen anderen Stadtteil oder eine Ortschaft vor. Im Laufe des Jahres erfassen wir die Bestände und versuchen möglichst viele Hausbesitzer von geeigneten Häusern zu gewinnen Kunstnester neu anbringen zu lassen. Bei einem Arbeitseinsatz im Oktober bringen wir diese dann an. Das ist für die Hausbesitzer kostenlos.
Auch zwischen unseren Aktionen geben wir das Jahr über Nester an interessierte Hausbesitzer, die diese selber anbringen können, ab. Eventuell übernehmen wir das auch, wenn es möglich ist.
Wo wir bisher aktiv waren
2022 Neckartailfingen
2021 Kirchheimer Vorstadt
2020 Zizishausen
2019 Reudern und Oberensingen
2018 Kleintischardt
2021 wurden in den Ortschaften Reudern und Neckarhausen je ein Schwalbenhaus mit jeweils 40 Schwalbennestern aufgestellt.
Reudern wurde 2022 von den Schwalben angenommen, Neckarhausen 2024.
Im April 2019 wurden 32 Nester am Nebengebäude des Stadtmuseums angebracht. Die ersten beiden Schwalbenpaare brüteten dort gleich im Mai 2019.
Die Stadt Nürtingen unterstützt uns seit einigen Jahren sehr engagiert! So wurden die Nester am Stadtmuseum durch den Nürtinger Bauhof angebracht, bei der Finanzierung und dem Aufstellen der beiden Schwalbenhäuser war die Stadt Nürtingen durch den Umweltbeauftragten und den Bauhof maßgeblich beteiligt und bei der Nestaktion in der Kirchheimer Vorstadt wurde vom Bauhof die Einrichtung der Halteverbote übernommen.
Wo können den Mehlschwalben erfolgreich Kunstnester angeboten werden?
Kunstnester werden von Schwalben sehr gerne angenommen. Leider sind sie jedoch etwas eigen, wenn es um den Standort ihrer Nester geht.
Mehlschwalben brüten gerne in Kolonien. Deshalb gelingt eine Neuansiedlung am besten dort, wo Mehlschwalben bereits in der Nähe nisten bzw. sich häufig in der Nähe aufhalten,
z. B. in derselben Straße Nester anfliegen.
Auch Häuser an denen Schwalben selber Nester gebaut haben oder sich Reste von Nestern befinden sind geeignet.
Die Nester sollten mindestens in 4 m Höhe unter einem Dachvorsprung angebracht werden. Ein freier Anflug ohne störende Bäume oder hohe Sträucher davor ist sehr wichtig. Die Himmelsrichtung spielt keine große Rolle. Menschliche Aktivitäten stören die Mehlschwalben als Kulturfolger in der Regel nicht.
Die Nester müssen unzugänglich für Marder und Katzen sein. Kletterpflanzen sollten sich nicht in der Nähe befinden, da sie als Aufstiegshilfe genutzt werden können.
Auf Kotbretter sollte man soweit es geht verzichten oder mindestens einen Abstand von
60 cm zum Nest einhalten, da sie sonst Nesträubern wie Turmfalken, Elstern und Mardern einen idealen Angriffspunkt bieten. Idealerweise sollten sie auch eine kleine Rückwand haben. Das verhindert, dass sich Kotbrei nach einem Schlagregen zwischen Wand und Kotbrett durchdrückt und die Hauswand gerade verschmutzt wird.
Interessantes über Mehlschwalben
Mehlschwalben haben ein metallisch blauschwarz glänzendes Gefieder und einen schwach gegabelten Schwanz. Der Bürzel und die Unterseite sind reinweiß. Die Mehlschwalbe ist der einzige europäische Singvogel, der weiße Beine und sogar weiße Füße hat. Es sieht also tatsächlich so aus, als hätte sie im Mehl gebadet.
Ihre erstaunlichen fliegerischen Darbietungen dienen der Nahrungssuche. Schwalben ernähren sich von fliegenden Insekten und im Luftstrom treibenden Spinnen, die sie im Flug erbeuten.
Mehlschwalben werden im Schnitt 2 Jahre alt, das bei einem beringten Vogel bestimmte Höchstalter betrug 14,5 Jahre.
Die Nester werden außen an Häusern unter Dachvorsprüngen aus ungefähr 1100 Lehmklümpchen zusammengebaut. Sie sind halbkugelig und bis auf einen kleinen Einflugspalt geschlossen.
Mehlschwalben brüten ein – dreimal pro Jahr und legen zwei - sechs Eier pro Nest. Ca. 14 Tage werden die Eier bebrütet, die Nestlinge benötigen drei – vier Wochen bis sie ausfliegen. Ca. 1 kg Insekten werden zur Aufzucht pro Brut verfüttert. In den ersten Tagen kehren die Jungen noch häufig ins Nest zurück und werden von den Eltern gefüttert.
Bei schlechtem Wetter mit Regen, Kälte und Wind haben es Schwalben schwer zu jagen. Dauert eine solche Witterung länger an, kann der Bruterfolg stark gefährdet sein.
Mehlschwalben sind Langstreckenzieher und überwintern südlich der Sahara. Die jährliche Zugstrecke kann bis zu 20 000 km betragen. Beim Überqueren von Mittelmeer und Sahara können die Schwalben 1 000 km und mehr ohne Unterbrechung fliegen.
Beobachtungen an den Nestern über das Jahr
Zwischen Ende März und Mitte Mai treffen die Mehlschwalben in kleinen Familienverbänden nach und nach bei uns ein, suchen ihre alten Niststandorte auf und nutzen diese als Schlafplatz. Man kann sie dann häufig aufgeregt um die Nester fliegen sehen und oft streiten Schwalbenpaare um die Nester. Sofern Baumaterial zur Verfügung steht werden jetzt neue Nester gebaut oder alte ausgebessert.
Während der Brutdauer ist es am Nest ziemlich ruhig und es gibt wenig zu beobachten. Sind die Jungen erst einmal geschlüpft, ist das kaum zu übersehen: Zunächst findet man die auf charakteristische Art zerbrochenen Eier auf dem Boden unter den Nestern. Ab dann fliegen die Schwalbeneltern das Nest fast im Minutentakt an um ihre hungrige Brut zu füttern. Meist reichen in dieser Zeit fünf Minuten Beobachtungszeit aus um festzustellen welche Nester einer Kolonie belegt sind.
Sind die jungen Schwalben größer, sitzen sie am Nestrand und warten auf die Fütterung. Oft gibt es dabei Streit, denn die Jungen konkurrieren um das Futter. Nach drei– vier Wochen fliegen die jungen Schwalben aus. Etwa eine Woche werden die Jungen noch teilweise von den Eltern versorgt und kehren immer wieder an das Nest zurück. Dabei gibt es immer wieder besonders bei großen Kolonien „tumultartige“ Szenen: scheinbar aufgeregt sieht man viele Schwalben an- und abfliegen.
Anschließend kehrt für die darauffolgende Brutzeit wieder vorübergehend Ruhe an den Nestern ein bis die anstrengende Jungenaufzucht erneut beginnt.
Gegen Ende des Sommers sieht man die Mehlschwalben tagsüber kaum noch in den Ortschaften. Das Brutgeschäft ist „erledigt“ und sie jagen in Familienverbänden dort wo sie die meiste Nahrung finden. Schön ist es zu beobachten, wenn sie abends zu ihren Nestern zurückkehren: Plötzlich ist ein Tumult in der Luft, man hat das Gefühl eine fröhliche, lustige Mannschaft kommt von der Arbeit nach Hause. Nach einer Weile geht es zack, zack, zack – und sechs, sieben, acht Schwalben fliegen nacheinander in ein Nest. Einige Zeit ist noch leises Gezanke zu hören, danach ist Ruhe – die Schwalben schlafen
Schwalbenfreundliches Haus
In ganz Deutschland würdigt der NABU Hausbesitzer, die Schwalbennester an oder in ihren Gebäuden erhalten, mit einer Plakette und einer Urkunde. Machen Sie andere Menschen darauf aufmerksam, wie wichtig der Schutz von Schwalben ist – lassen auch Sie Ihr Haus durch den NABU auszeichnen.
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