Brutröhren für den Steinkauz

Eine Erfolgsgeschichte auf den Obstbaumwiesen

Warum braucht der Steinkauz unseren Schutz

Die Hauptursache des starken Rückgangs der Steinkauzpopulation liegt vor allem am Verlust des Lebensraums. Eine Vogelart kann nur überleben, wenn geeignete Nistplätze und Futter, vor allem auch zur Aufzucht der Brut vorhanden sind. Überbauung von Streuobstbereichen und Rodung alter Obstbäume haben zum starken Rückgang und in manchen Gegenden zum völligen Erlöschen der Steinkauzpopulation geführt.

Der Filderraum mit seinen ursprünglich reichen Streuobstwiesen war von jeher ein geeigneter Biotop für den Steinkauz. Der stetige Bauboom, die stark wachsende Industrialisierung sowie Großprojekte wie Flughafen und Messe ließen die Filderorte und den Landverbrauch rasant anwachsen. Die Streuobstgürtel um die Orte werden stetig reduziert.

Durch die landwirtschaftliche Umstrukturierung wurden auch die Obstbaumwiesen im freien Gelände immer mehr abgeholzt. Durch Biotopschutz und Bau sowie Betreuung künstlicher Nisthilfen soll dieser negativen Entwicklung entgegengewirkt werden. Die Bilder zeigen einen in früheren Jahren häufigen alten Birnbaumbestand in in einer Obstwiese, sowie eine Naturhöhle mit Jungvogel.

Was, der ist nicht zu sehen? Das liegt an der perfekten Tarnung. Schauen Sie nochmal ganz mal genau hin.

 

Wer sind wir

Ein Zusammenschluss engagierter Naturschützer zum Erhalt und zur Ausweitung des Steinkauzvorkommens in der Region Altkreis Nürtingen / Filder.

Mitglieder der Gruppe:

  • Werner Kneule (Wolfschlugen) und Heinz Michels (Wolfschlugen). Beide seit 1982/83 im Steinkauzschutz im südwestlichen Filderraum und im Raum Nürtingen maßgeblich tätig.
  • Erwin Rometsch (Ruit). Hauptsächlich zuständig für den Steinkauzschutz im östlichen Filderraum. Engagierter Naturschützer auf vielen Gebieten. Langjähriger Vorsitzender der NABU-Ortsgruppe Ruit, Leiter und Betreuer der AG Eulen im Kreisverband Esslingen des NABU.
  • Walter Tschunko (Neuhausen). Mitglied und Mitarbeiter im NABU Nellingen. Schon in den 70-er Jahren im Eulenschutz aktiv, vor allem maßgeblich beteiligt am Auffinden noch vorhandener Brutplätze des Steinkauzes im Filderraum.

 

Entstehung der Artenschutzgruppe Steinkauz

Werte-Tabelle

Um 1970 war über die Steinkauzpopulation auf den Fildern wenig bekannt. Walter Tschunko suchte ab 1972 mit Hilfe von Tonattrappen während der Balzzeit im Vorfrühling nach rufenden Steinkäuzen.

Im April 1973 wurde bei Wolfschlugen ein Steinkauzbrutpaar in einem morschen Obstbaum entdeckt. Konrad Sill vom NABU Kirchheim hängte in diesem Gebiet nun mehrere sogenannte „Schwarzenberg-Kunströhren“ auf. Dies war der Beginn der Steinkauzbetreuung und des gezielten Schutzes im südwestlichen Filderraum. Der Erfolg stellte sich bald ein: es siedelten sich weitere Paare an.

Einen großen Schritt nach vorne gab es, als im Jahre 1982 / 83 Werner Kneule und Heinz Michels zur Steinkauz-Betreuungsgruppe stießen. Kontakte bestanden damals auch schon zu Erwin Rometsch, der im Raum Ostfildern / Plieningen u. a. Steinkauz-Artenschutz betrieb. Um die Aktivitäten effektiver zu gestalten schlossen sich dann die oben aufgeführten Personen zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, die seither mit großem Erfolg an dem Projekt arbeitet.

Durch gemeinsam durchgeführte und gezielte Schutzmaßnahmen (Aufhängen und zumeist auch Bau von ca. 220 Kunströhren) konnte man dem Steinkauz optimale Brutmöglichkeiten schaffen, so dass die Population immer weiter zunahm.

Zur Zeit gibt es ca. 80 Brutpaare im Betreuungsgebiet südwestlicher Filderraum /Altkreis Nürtingen. Damit scheint die Population unter der Annahme, dass auch die Streuobstbereiche erhalten werden können, auf überschaubare Zeit gesichert.

 

Unsere Ziele

Oberste Priorität ist der Erhalt der Streuobstwiesen in unserem Ballungsraum als prägendes Element unserer Kulturlandschaft. Dies gilt sowohl zum Erhalt einer natürlichen Artenvielfalt als auch zum Zwecke der Naherholung in unserer dicht besiedelten Region.

Erhalt und Sicherung des auf die Streuobstwiesen angewiesenen Steinkauzbestandes (bedrohte Vogelart auf der sogenannten „Roten Liste“). Positiver Nebeneffekt des Aufhängens von Steinkauzröhren ist, dass damit auch für andere Vogel- und Tierarten wie Höhlenbrütern bei Kleinvögeln, Hornissen, Wildbienen und Kleinsäugern Unterschlupf und Brutmöglichkeiten geschaffen werden.

Bewusstseinsbildung für die Wichtigkeit der natürlichen Strukturen für Tier und Mensch durch Öffentlichkeitsarbeit wie Presseveröffentlichung, Führungen, Vorträge u. ä.

Ausdehnung und Vernetzung dieser Bemühungen durch Zusammenarbeit und Beratung angrenzender Interessengruppen und Naturschutzinstitutionen.

In Zusammenarbeit mit Vogelwarte Radolfzell werden Beringungsdaten zu effektiverem Artenschutz gesammelt.
 
(Bild zeigt Jungkäuze im Beringungsalter).

 

Unsere Aktivitäten im Jahresablauf

Die Aktivitäten der AG Steinkauz verteilen sich über das ganze Jahr und erreichen vom Zeitaufwand während der Brut- und Beringungszeit ihren Höhepunkt.

Im Einzelnen teilen sich die Aktivitäten wie folgt auf:

  • Frühjahr
- Vorbrutkontrolle (wo werden Nisthilfen von Steinkäuzen bewohnt)
- Führungen zur Steinkauzbalz -Brutkontrolle (wo findet Eiablage   statt, wann können Jungvögel beringt werden).
- Beringung der Jungvögel Bild zeigt interessierte Zuhörer bei einer   Führung.

  • Sommer
- Beringung von Spätbruten im
  Frühsommer
- Start Reinigungskontrollen, d.h.
  entfernen alter, nicht mehr
  benutzter Kleinvogelnester im
  Spätsommer
  • Herbst
- Weiterführung der
  Reinigungskontrollen.
- Ausbessern defekter Brutröhren.
- Aufhängen neuer Brutröhren. Bild zeigt verlassenes Feldsperlingsnest in Röhre.

  • Winter
- Entfernen alter Wespen- und
  Hornissennester aus Brutröhren
  nach den ersten Frostnächten.
- Bau, Reparatur und Aufhängen von
  Brutröhren Bild: Beim Bau
  neuer Brutröhren.
  • Jahreszeitneutral
- Teilnahme an Versammlungen
  (regional/überregional/Vogelwarte)
  und Vorträgen.
- Unterstützung benachbarter Gruppen und
  Naturschutzorganisationen.
- Erfahrungsaustausch mit anderen Artenschützern.

 

Mitarbeit bei der Vogelwarte Radolfzell

Im Zuge der Artenschutzarbeit wurden wir auch Mitarbeiter der Vogelwarte Radolfzell (Forschungsstelle für Ornithologie der Max-Planck-Gesellschaft. In deren Auftrag beringen wir Steinkäuze, Jung- sowie Altvögel, wöfür wir eine Beringungserlaubnis des Regierungspräsidiums besitzen. Insgesamt haben wir seit 1988 über 1800 Steinkäuze beringt, die wiederum über 500 Wiederfunddaten erbrachten. Diese Daten liefern wichtige Informationen wie:

  • Verteilung der Jungvögel
  • Altersstruktur der Wiederfunde
  • Brutplatztreue und Paarbindung
  • Fortpflanzungserfolg und Populationsgröße
  • Brutpaare pro Fläche
  • Jungvögel pro Brutpaar

Die Daten helfen bei der Ausarbeitung von Strategien, wie die Artenschutzarbeit am effizientesten gestaltet werden kann. Bei jährlichen landesweiten Treffen der Steinkauzberinger findet ein Austausch der gesammelten Daten statt.